Erklärungen zum Vaterunser-Handschuh
Als handfeste Erinnerungsstütze hilft der farbige Vaterunser-Handschuh beim Beten des Gebets, das Jesus uns gelehrt hat.
Der Handschuh wird über die rechte Hand gezogen, die Hand zur Faust geballt und an die Brust geschlagen: „Hand aufs Herz“. Beten kann man nur mit ehrlichem Herzen und einer demütigen Haltung vor Gott. Wenn wir nun das Vaterunser beten, wird sich ein Finger nach dem andern öffnen, so wie auch unser Herz sich langsam hin zu Gott öffnet.
Die Beziehung zu Gott als Voraussetzung fürs Gebet
Auf dem Handschuh steht in Grün, der Farbe der Hoffnung: Unser Vater.
Dieses Gebet können nur Menschen richtig beten, für die Gott ihr Vater ist.
Gelber Daumen: Dein Name, dein Reich, dein Wille
Gelb und Gold, die Farben für das Wertvollste, das Schönste, das Glänzendste, das Ewige: Die Farbe für Gott in seinem Glanz.
Gleich zu Beginn des Gebets richten wir uns auf Gott aus. Wir zeigen mit dem Daumen nach oben zu Gott, was gleichzeitig „super, gut, einzig-artig“ bedeutet.
Das Erste, was wir im Gebet tun, ist die Hinwendung zu Gott im Himmel, den wir duzen dürfen:
Du – Du – Du, Dein – Dein – Dein, Danke, Danke, Danke
- Dein Name werde geheiligt
- Dein Reich komme
- Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden
Im selbst formulierten Gebet können wir Gott als Vater ansprechen und ihm sagen, wie heilig er für uns ist, wie wir uns freuen, wenn sein Reich auf dieser Welt sich ausbreitet. Und ganz wichtig ist, dass wir unserem Vater im Himmel sagen, dass über allen kommenden Bitten die Erkenntnis steht, dass nicht unser Wille, sondern Dein Wille geschieht. Das bedeutet, dass wir in der Folge zwar Bitten formulieren, aber dass wir in jedem Falle seine Antwort annehmen, auch wenn sie nicht so ausfällt, wie wir uns das gewünscht haben.
Wir bitten Gott, dass sein Wille nicht nur Himmel, sondern auch bei uns, in unserem Leben, in unseren Gemeinden und Familien geschieht. Damit wenden wir den Blick vom Himmel hinab zur Erde, zu unseren Bedürfnissen und unserem Leben.
Brauner Zeigefinger: Gib uns unser tägliches Brot
Es folgen nun drei Bitten an Gott, die wir immer an unseren Vater im Himmel richten können und auch sollen.
Ist das Vaterunser demnach ein „Ego-Gebet“, wo es hauptsächlich um die Formulierung unserer Bitten geht, wie hier um das tägliche Brot? Nein, im Gegenteil. Es heißt nicht: „Gib mir mein tägliches Brot.“ So wie wir für uns selbst bitten, sollen wir auch für alle andern bitten. Wir sollen mit jeder persönlichen Bitte auch an die Leute denken, die dasselbe tägliche Bedürfnis haben, wie wir. Und so, wie wir uns selbst lieben, sollen wir auch unseren Nächsten lieben, auch im Gebet für ihn.
Der Zeigefinger zeigt auf Menschen. Es geht um die täglichen Bedürfnisse der andern Menschen und von mir.
Der Zeigefinger ist braun wie das Brot. Bei dieser Bitte geht es um unsere täglichen Bedürfnisse, unsere regelmäßigen Basics wie Nahrung, Trinken, Schutz oder Unterkunft. Es geht nicht um Luxus-Wünsche.
Rot: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
Der Mittelfinger ist der größte, der wichtigste, um den sich alles dreht: Jesus ist für unsere Schuld gestorben, die rote Farbe erinnert daran.
Die zweite Bitte ist die einzige, die auch eine Versprechung unsererseits abringt: Wir bitten Gott um Vergebung und wollen deshalb auch selbst vergeben. Das ist von Jesus sehr ernst gemeint, denn unmittelbar nach dem Vaterunser greift er diese einzelne Bitte nochmals in aller Härte auf: „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer himmlischer Vater euch auch nicht vergeben.“ (Mt 6,14)
Wenn man den Mittelfinger mit dem Zeigefinger gemeinsam zeigt, entsteht das Victory-Zeichen: Jesus hat am Kreuz den Sieg vollbracht.
Wenn man den Mittelfinger mit dem Zeigefinger und dem Daumen hochstreckt, dann bedeutet dies schwören. Gott hat bei sich geschworen, dass er unsere Schuld vergibt, wenn wir es im Glauben annehmen.
Es ist offenbar richtig und wichtig, dass wir immer wieder regelmäßig um Vergebung für unsere Schuld beten und gleichzeitig auch Menschen vergeben, und wenn es siebenundsiebzig Mal am Tag ist.
Schwarz: Schutz vor Versuchung und Erlösung vom Bösen
Schwarz als Farbe des Bösen, Dunklen, Besitzergreifenden. Der Ring ist verdeckt durch das Düstere, das Versprechen (Gottes) leuchtet nicht mehr durch. Für solche Zeiten und zur Verhinderung von Schwerem in unserem Leben ist diese Bitte gedacht.
Es ist eine Doppelbitte, die gleichzeitig auch einen Einblick in die Ursachen von Schwierigem und Anfechtungen aufzeigt. Zum einen ist es die Versuchung, die auch von Gott kommen kann (Gen 22,1 / Dtn 8,2 / Mt 4,1). Zum andern ist es das oder der Böse, dessen Ursprung allgemein oder personell sein kann.
In der freien Formulierung dieses Teils des Vaterunsers bitten wir Gott um Schutz vor inneren und äußeren Angriffen. Wir sind uns bewusst, dass nicht alles Schwere, das uns trifft, nur mit bösen Mächten, Umständen oder andern Menschen zu tun hat, sondern dass auch ein beträchtlicher Teil aus uns selbst kommt: Böse Gedanken, Lüge, Verleumdung und vieles mehr (Mt 15,18).
Blau: Dein ist das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit in Ewigkeit
Ehre, wem Ehre gebührt. Zum Schluss des Gebets richten wir uns nochmals auf Gott aus. Wir umrahmen sinnbildlich die drei Bitten mit der Ausrichtung auf Gott.
Mit diesem Schlusslob an Gott (das ursprünglich von 2 Chr 29,11–13 aus dem Dankesgebet von David für den Tempel stammt) schauen wir auf zum blauen Himmel. Unsere Gedanken verlassen die Erde wieder und schweifen dorthin, wo die alleinige Kraft und Herrlichkeit ist. Und das für immer und ewig. Dieser Ausblick zum Ewigen-Allmächtigen hilft uns zum Schluss, die Perspektiven auch für unser Leben richtig zu sehen.
Grün: Amen, so passt es
Wenn sich zum Schluss der gelbe Daumen und der blaue kleine Finger berühren, dann schließt sich das Gebet. Durch diese Berührung der beiden auf Gott ausgerichteten Gebete entsteht das grüne Amen auf der Handrückseite. Gleichzeitig bedeutet dieses Symbol der drei Finger in die Höhe das „Pfadfinder-Ehrenwort“: Mit dem hoffnungsvollen grünen Amen sagt Gott „so sei es“ zu unserem Gebet, er bestätigt es mit der Verheißung, dass er uns gehört, vielleicht sogar schon erhört hat.
Nun ist unsere Hand geöffnet, die Finger zeigen nach oben: Nur mit geöffneten Händen und Herzen kann man richtig beten. Während des Vaterunsers ist etwas mit uns geschehen.
Anwendung des Handschuhs in der Gruppe
Allzu lange Erklärungen zum Thema Gebet nehmen die ganze Spannung und Vorfreude. Beten lernt man durch Beten, learning by doing, not by teaching.
Alle Kinder ziehen den Handschuh an und legen die Faust aufs Herz: Es beginnt. Der Daumen wird gezeigt und erklärt. Dann beten alle das Vaterunser bis hierhin: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“
Es folgt der Zeigefinger, die kurze Erklärung und das gemeinsam gesprochene Vaterunser bis hierhin. Dann die weiteren Finger, bis wir das ganze Gebet aufgesagt haben. Die meisten Kinder können es dank dieser repetitiven Art bereits jetzt schon auswendig, da sie beim Beten die einzelnen Finger als Eselsbrücke nach und nach aufstellen können.
In einem zweiten Durchgang beginnen wir wieder mit dem Daumen. Wir diskutieren mit den Kindern, was dieser Finger wohl für unser Leben und Glauben bedeutet. Das von den Kindern Zusammengetragene wird nun schriftlich oder mündlich formuliert. Die Kinder schreiben ihre selbst formulierten passenden gelben Gebete auf einen gelben Streifen.
Wir fragen, welches Kind welches für heute formulierte Gebet laut sagen möchte. Nachdem wir die Reihenfolge geklärt haben, beten wir zuerst gemeinsam das Vaterunser bis hierhin und dann beten die Kinder ihre selbst formulierten Sätze, z. B.: „Vater im Himmel, dein Name ist heilig und du bist heilig und ich danke dir dafür.“
In dieser Art gehen wir wieder durchs ganze Gebet durch. Das kann durchaus 30 Minuten dauern und sehr persönlich werden. Aber so ist das Gebet ja auch gemeint.
Autor: Ruedi Kündig, CH-Bichelsee; © Bibellesebund Schweiz.